Letztens bin ich auf einen Artikel gestoßen, der erklärt, wie die Deutsche Bahn es schafft, daß die Fernzüge mit 100% Ökostrom betrieben werden können. Wobei die Deutsche Bahn genau das nicht tut, sondern einen recht originellen Weg geht, indem der gesamte Strombedarf aus verschiedenen Quellen zusammengeworfen wird und dann buchhalterisch so umgerechnet wird, daß die Fernzüge ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden. Es ist also keineswegs so, daß die Deutsche Bahn ihre Fernzüge mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betreibt, und es ist sogar möglich, daß sie auch gar nicht in der Lage wäre, dies zu tun, da ein Stromnetz sicherlich eine gewisse Menge an Strom braucht, um die Spannung über das gesamte Netz aufrechterhalten zu können. Aber nun gut, ich bin kein Experte für Stromnetze und so kann ich nur feststellen, daß aus logischer Sicht die Deutsche Bahn ihre Fernzüge zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betriebe, wenn sie Strom aus nicht erneuerbaren Energiequellen nicht einkaufte und dann tatsächlich alle Fernzüge fahren könnten.

Lassen wir jedoch mal diese eher nüchterne Betrachtung und schauen uns an, wie es sich verhielte, wenn wir in unserem Leben eine ähnliche Haltung zur Wirklichkeit an den Tag legten.

In meiner fünfköpfigen Familie ist es so, daß jeder seine ganz eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen von einem guten und geeignetem Leben entwickelt hat. Mittlerweise ist es so, daß wir Milch aus unterschiedlichen Quellen bevorzugen. Die Frau mag die Milch aus Glasflaschen, ein Kind mag gerne Bioheumilch, das andere Soyamilch und der Rest bevorzugt Hafermilch. Wenn ich nun der ganzen verschiedenen Gefäße überdrüssig bin und aus Gründen der Platzersparnis die Reste in eine Flasche zusammenschütte, kann ich beim Ausschenken der Milch beim gemeinsamen Frühstück für jedes Kind feststellen, daß es jeweils 100% seiner bevorzugten Milch bekomme, da in der Mischung ein genügend großer Anteil des jeweiligen Getränks vorhanden war.

Nun ist das sicherlich nicht das, was die einzelnen Familienmitglieder erwartet haben, und dennoch habe ich kalkulatorisch vollkommen recht, es wäre für jeden genügend seiner bevorzugten Milch in der Flasche gewesen, aber keiner hat das bekommen, was er wollte.

Auch wenn dieses Beispiel wie alle anderen Vergleiche hinken mag, veranschaulicht es die Lüge der Unternehmens Deutsche Bahn und die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmenden Vorstellungen, welche dieses Unternehmen dem bereitwilligen Konsumenten zur Entscheidungsfindung erzählt, wobei fairerweise nicht festgestellt sein möchte, daß es sich damit von anderen Unternehmen des industriellen Kapitalismus unterscheidet, sondern in diese Falle zu einem schönen anschaulichen Vergleich eingeladen hat.